Christa Wolf und die Musik
Armin Schubert

Zu den Grafiken der Schüler im Projekt „Da fing ich an zu singen“ nach einer Episode aus „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freund“.

Grafik- Projekt Christa Wolf und die Musik

Grafik aus dem Projekt Christa Wolf und die Musik

Beteiligt haben sich auch 22 Malerfreunde von Christa und Gerhard Wolf, darunter Angela Hampel, Nuria Quevedo, Ronald Paris, Gerda Lepke, Martin Hoffmann, Manfred Butzmann, Rolf Kuhrt, Dieter Glotzsche, Barbara Henniger Künstler der Galerie Forum Amalienpark u.a.

– Alle Grafiken und Texte sind in einer limitierten Auflage 2014 in einem Schuber erschienen.

Wann haben wir entdeckt, dass Christa Wolf und die Musik ein Thema ist? Nun, als wir uns 2010 auf den 20.Geburtstag der Galerie Sonnensegel vorbereiteten, las ich in den Erzählungen und Texten „Hierzulande Andernorts“ den Text „Dünn ist die Decke der Zivilisation“. Dieser Text, eine musikalischen Meditation auf Haydns „Missa in Tempore Belli“, hatte die Autorin als letztes in den Band aufnehmen lassen.

Unsere Auswahl der Lieder zum Projekt „Da fing ich an zu singen - Hommage für Christa Wolf“ – sowohl bei den Illustrationen als auch im musikalischen Programm zum 85.Geburtstag – scheint eher zufällig. Und doch müssen wir sofort widersprechen, denn, wie dünn die Decke der Zivilisation ist, zeigt sich, wenn die Schülerinnen L. und L. aus Afghanistan , die bei unserem Christa Wolf-Projekt dabei sind, das Lied „Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus“ ausgewählt und gefragt haben, wo ihre Heimat in Zukunft sein werde?

Und eine Mitschülerin findet das Lieblingslied der Deutschen „Der Mond ist aufgegangen“ als wichtig, in dem es auch heißt:

Wir stolzen Menschenkinder
sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Mit Sicherheit lassen sich viele solcher Entdeckungen machen, die immer mit uns und mit Christa Wolf zu tun haben. Von Zufall kann bei dieser Arbeit nicht die Rede sein. Es geht und ging dabei durchaus um Freude, um Harmonie beim Singen und beim Drucken der Illustrationen. Es ging und geht aber auch um Sinnverlust in unserer Zeit, in der das „perfekt-adrette Nichts“ zu spüren ist, so, wie es Heinrich Böll und Christa Wolf als Zumutungen unserer Zeit beschrieben haben.

Nehmen wir das Lied „Die Gedanken sind frei“. Wir haben mit unserer Jugendgruppe diskutiert, was Jens Jessen als Kommentar zum kleinen Mut des Dresdner Kreuzchors in der Wochenzeitung DIE ZEIT geschrieben hat und lasen dann:

Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei.
Die Gedanken sind frei!

Der Kommentar dazu darf dankenswerter Weise in diesem Buch abgedruckt werden.

Wir haben uns auch Brechts Lied von der Moldau angesehen und den Hahn in einer Grafik eines Jugendlichen schreien lassen:

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

Weitere Grafiken entstanden zu „Freude, schöner Götterfunke“, zu „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, „Wir lagen vor Madagaskar“ oder zu einem Text von Christa Wolf „Da wurde es Morgen“.

Christa und Gerhard Wolf haben bei „Sonnensegel“ vor Jahren erlebt, wie wir die Musik zur bildenden Kunst geholt haben. Zum 100. Geburtstag von HAP Grieshaber wurde mit Jugendlichen eine Hommage für diesen Holzschneider zum Thema „Engel der Geschichte, ein Jugendengel“ gemacht.

Auch diese, unsere Geschichte ist mit der Arbeit an den Büchern zum 85. Geburtstag für Christa Wolf nicht zu Ende. Am Schluss der oben genannten Meditation schreibt Christa Wolf und wir greifen dies als Appell hier auf:

Und sind nicht Menschen, die mit dem Sinnverlust,
den sie verspüren, nicht mehr leben wollen oder
können,
Urheber großer Veränderungen geworden?
Ich ende nicht mit Gewissheit, ich ende mit einer
Frage.

Christa Wolf und die Musik sind unerschöpflich.

Alain Lance, Paris, Übersetzer der Bücher von C.W. sagte auf einem Internationales Kolloquium am 25. April 2014 in der Humboldt Universität Berlin

„Wo Christa Wolf ist, da ist humanité"

Die Ausstellung mit Bildern zu Liedern aus o.g. Buch zeigen wir vom

7. März 2015 bis zum 17.Mai 2015

mit einem umfangreichen Rahmenprogramm im Landgut A. Borsig.

Dazu laden wir alle Schulen, Kindergärten, Kirchengemeinden und die Öffentlichkeit zwischen Brandenburg/Havel, Nauen, Rathenow, Falkensee etc. ein.